Die Meldungen aus der Speicherindustrie überschlagen sich in diesen Tagen: Produktionskürzungen hier, Fabrikschließungen da, Massenentlassungen dort. Bei all den Hiobsbotschaften gehen positive Nachrichten, wie z.B. Kingstons Fabrikneubau, völlig unter.
Nachdem bereits die beiden Konkurrenten aus Japan, Toshiba und NEC, ankündigten, aus der Speicherproduktion auszusteigen bzw. sie herunterzufahren, plant nun auch das dritte japanische Großunternehmen drastische Produktionskürzungen. Hitachi möchte in Zukunft 25% weniger Speicher herstellen als bisher. Was aus den Anteilen am zusammen mit NEC betriebenen Joint Venture Elpida wird, ist noch unbekannt. NEC möchte seine Anteile jedenfalls verkaufen.
Prozessorriese Intel wurde ursprünglich mit dem Ziel gegründet, Speicher zu produzieren. Nachdem man 1970 den weltweit ersten DRAM-Chip entwickelte, stieg man später aus dem Speichergeschäft aus. Zur Zeit produziert und verkauft Intel jedoch noch Flashspeicher. Das scheint schwerer zu fallen als noch vor einem Jahr, als man mit dem Bau einer neuen Fabrik in Colorado begann. Eben diese Fabrik läuft nun, wenige Monate nach ihrer Eröffnung, nur noch mit 50% ihrer Kapazität. Dazu sollte man wissen, dass Halbleiterfabriken ein hochdefizitäres Geschäft sind, wenn sie nicht annähernd vollständig ausgelastet sind.
Bei Hynix gibt man sich optimistisch, auch wenn man im Prinzip völlig pleite ist und nur noch weiterarbeiten kann, weil die südkoreanische Regierung massiv Subventionen bereitstellt.
Laut Hynix okkupiert man mit 1,7Mio ausgelieferten 128MBit DDR-RAM Speicherchips 45% des Weltmarktes für eben diesen Speicher. Man freut sich darüber, dass die Preise für DDR-RAM z.Z. noch 20% höher liegen als die für SDRAM. Für den August erwarte man, den Verkauf um 76% auf 3Mio Speicherchips steigern zu können.
Wie uns erst im nachhinein zu Ohren kam, betrifft die am Freitag berichtete Schließung einer kompletten Fertigungsstraße im Hause Toshiba nicht etwa SDRAM o.ä., sondern RDRAM. Das verwundert uns schon ein wenig, galt RDRAM doch bisher immer als sehr margenträchtig im Vergleich zu SDRAM. Samsung, weltgrößter Produzent für RDRAM, wies denn auch relativ gute Quartalszahlen vor. Toshiba scheint vom RDRAM-Kuchen jedoch nicht genug abbekommen zu haben, um die teuren Fertigungsanlagen rentabel zu betreiben. Man sei enttäuscht von den geringen Verkaufszahlen der eigenen Rambus-Produkte. Daher wolle man den Produktionsausstoss von derzeit 6Mio Chips auf nur noch 3,6Mio im Oktober senken. Das teure Produktionsequipment soll in anderen Fabriken installiert oder verkauft werden. Toshiba war mit Samsung und NEC einer der ersten Hersteller, der sich RDRAM annahm. Mittlerweile kündigten u.a. noch Winbond und Elpida die Produktion entsprechenden Speichers an.
Speichermodulspezialist Kingston gibt sich völlig unbeeindruckt vom derzeit extrem niedrigen Preisniveau. Kingston kann es sich auch leisten, verkauft man doch überwiegend an auf Qualität bedachte Firmenkunden und kann so ein überdurchschnittlich hohes Preisniveau aufrecht erhalten.
Zusammen mit einem chinesischen Partnerunternehmen baut man nun in China eine knapp 4.650m² große Fabrik für Speichermodule. In China kann man auf Wachstumsraten von 220% im Jahr verweisen.
Kingston produziert keine eigenen Speicherchips, sondern kauft sie von externen Unternehmen ein.
Das taiwanesische Onlinemagazin berichtete kürzlich, dass immer mehr Modulhersteller dazu übergehen, eine eigene Marke aufzubauen. Die Margen im NoName-Geschäft sanken im vergangenen Jahr auf nur noch 3-5%. Nach dem Markenspeicher-Hype und den dort drastisch gestiegenen Verkaufszahlen erwartet die Modulhersteller ein relativ großer Markt mit Margen von über 25%. Kein Wunder, dass sich mittlerweile auch einige Betrüger auf dem Markt tummeln, die sich z.B. widerrechtlich mit dem renommierten Namen Micron schmücken, im Grunde jedoch NoName sind.
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