Einleitung
Alle sechs Monate eine neue Chipgeneration – mit diesem Leitsatz begann NVIDIA 1998 den Markt für Grafikchips aufzurollen. Im Eiltempo eroberte man Markt für Markt. Die verstörte Konkurrenz hatte dem flinken Unternehmen aus Kalifornien nichts entgegenzusetzen – ein Unternehmen ging nach dem anderen pleite. Diesen extrem kurzen Entwicklungszyklus einzuhalten, war jedoch schon damals schwer. Und das war zu einer Zeit, als die Chips mit weniger als zehn Millionen Transistoren noch vergleichsweise primitiv aufgebaut waren. Mit der Zeit wuchsen die Chips – ausgestattet mit frei programmierbaren T&L-Einheiten, immer vielseitigeren und zahlreicheren Funktionseinheiten und komplizierten Speicherinterfaces – aber zu Größen heran, die man nur mit äußersten Mühen überblicken kann. Entsprechend schwerer wird es, neue, bessere Chips in der gleichen Zeit zu entwickeln wie die Vorgänger. Inzwischen gehen den Entwicklern auch langsam die sinnvollen Features aus, die man implementieren könnte.
Was bleibt einem also, um dem 6-Monats-Rhythmus treu zu bleiben? Man entwickelt nur alle 12-18 Monate einen neuen Grafikchip und erhöht zwischendurch alle sechs Monate den Takt des alten Chips und evtl. des Speichers. Möglicherweise kommen auch noch einige Detailverbesserungen hinzu. Diese Taktik fährt NVIDIA nun schon erfolgreich einige Jahre und überzeugt immer wieder Käufer, auf die neuen Modelle aufzurüsten.
NVIDIAs letztes Chipupgrade kam gerade rechtzeitig, um dem Radeon 8500 Paroli zu bieten. Neben dem GeForce3, der nun nicht mehr in 0,18µ, sondern in 0,15µ produziert wird, erfuhr auch der GeForce2 Chip eine Verjüngungskur. Der nun ebenfalls im 0,15µ-Prozess gefertigte GeForce2 Ti wird mit 250MHz um 25% höher getaktet als der GeForce2 GTS/Pro. Die Geschwindigkeit des Speichers blieb jedoch auf dem Niveau des GeForce2 Pro stehen, nämlich bei 400MHz.
Und um genau diesen Chip geht es in diesem Artikel. Grafikkarten mit dem GeForce2 Ti liegen noch im für die meisten erträglichen Preisrahmen. Ab €125 bekommt man die Karten, für die günstigste GeForce3 Ti200 legt man noch gut €50 mehr auf den Ladentisch.
“GeForce2 Ultra zum Preis einer GeForce2 Pro”, mit diesem Spruch wirbt nicht nur NVIDIA für den GeForce2 Ti, sondern auch einige Grafikkartenhersteller. Doch wie soll man die Leistung einer GeForce2 Ultra erreichen, wenn der Speicher ganze 60MHz niedriger taktet? Bezieht sich NVIDIA da etwa ausschließlich auf den Grafikchip, der ohne seinen Speicher jedoch gar keine Leistung erbringt? Wie es scheint, kennt die PR-Abteilung weder Benchmarks noch die bei einer NVIDIA-Grafikkarte leistungsbeeinflussenden Faktoren – der wichtigste Faktor ist die Bandbreite des Speichers.
Auch wenn nicht die Leistung einer GeForce2 Ultra erreicht wird, ist der GeForce2 Ti ein interessanter Grafikchip. Nicht nur, weil er den GeForce2 Pro komplett abgelöst hat, sondern auch, weil er die Lücke zwischen GeForce2 MX400 und GeForce3 Ti200 perfekt ausfüllt.
Auf dem Teststand fanden sich drei HighEnd-Modelle von ASUS, Gainward und MSI ein – Durschnittspreis etwa €170. Ihrer Videofunktionen und einen Großteil des Lieferumfangs beraubt, findet man die Karten im Handel auch günstiger.
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