Radeon 9800 XT (R360)
Die Radeon 9800 XT verwendet den neuen R360 Grafikchip. Neu? Im Prinzip ja – und nein. Der immer noch in 150nm Prozesstechnologie gefertigte R360 basiert auf der Radeon 9800 Architektur des R350 Chips und beherrscht keinerlei neue Features, aber das interne Layout ist geändert worden. Dadurch wurde die Die-Size – die Größe des Chips – etwas kleiner und optimiert, obwohl die Anzahl der Transistoren gleich blieb. Nach Angaben von ATI wurde der R350 einem anderen als dem ursprünglich für die Entwicklung verantwortlichen Design-Team gegeben. Dieses hat dann den Grafikchip etwas umorgansiert, ohne allerdings in die Funktionalität einzugreifen. Das Ergebnis ist der R360.
Auffällig an der Radeon 9800 XT ist auf den ersten Blick das neue und recht ausladende, aber nur den AGP-Steckplatz benötigende Kühlsystem mit einem großen Lüfter. Zur besseren Wärmeleitfähigkeit wird Kupfer für den Kühlkörper verwendet, um höhere Taktfrequenzen für Grafikchip und -speicher zu ermöglichen. Schließlich kommt immer noch ein 150nm Chip zum Einsatz, der heißer wird als die 130nm-Pendants.
Die Geschwindigkeit des Lüfters ist variabel und hier kommt das neue, bereits angesprochene Treiber-Feature “OverDrive“ ins Spiel. Ab November soll der Catalyst-Treiber damit ausgestattet sein und dann nach Worten von ATI “dynamisches Overclocking“ ermöglichen. Der R360 Grafikchip trägt einen integrierten Temperatursensor und misst sowohl Chip- als auch Umgebungstemperatur. Den Messungen entsprechend wird aber nicht nur die Drehzahl des Lüfters angepasst, sondern auch die Taktfrequenz des Grafikchips. Die Angabe von 412 MHz Chiptakt gilt dann nur noch bei 55°C Umgebungstemperatur. Ist es kühler, taktet der Chip auch höher. Wird ihm zu heiß, läuft er langsamer und der Lüfter schneller. Dabei sollen die Änderungen der Ventilatordrehzahl angeblich nicht hörbar sein – im Gegensatz zu manchen GeForce FX5800 und FX5900 Ultra Modellen.
Wie die genaue Abstimmung von Lüfter- und Chipgeschwindigkeit aussehen wird, muss man erst abwarten. ATI entwickelt ja auch noch an diesem Feature. Eventuell kann “OverDrive“ auch nachträglich für Radeon 9600 Grafikkarten verwendet werden, aber dies ist noch nicht endgültig geklärt.
Trotz der gegenüber einer Radeon 9800 Pro mit 256MB nur geringfügig höheren Taktfrequenzen (Chip: +9%, RAM: +4%) soll die Radeon 9800 XT nach Angaben von ATI in “modernen Games“ zwischen 10% und 50% schneller sein als eine GeForce FX5900 Ultra. Dies dürfte vor allem in der schnelleren Abarbeitung von Shader-Programmen liegen. Ältere Spiele profitieren davon normalerweise nicht.
Die Produktion der Radeon 9800 XT Grafikkarten und -chips wurde im September aufgenommen, so dass laut ATI die entsprechenden Produkte bereits im Oktober erhältlich sein sollen. Diese relativ zügige Verfügbarkeit ist zwar erfreulich, aber bedeutet auch, dass die Käufer anfangs noch ohne das “OverDrive“ Feature auskommen müssen. Ein neuer Treiber mit dem dynamischen Overclocking soll ja erst im November erscheinen.
In Europa überlässt man das Einzelhandelsgeschäft den Partnern wie Club-3D, Gigabyte, Hercules, HIS/ENMIC, PowerColor und Sapphire. Zumindest in der Anfangsphase werden diese das gleiche Kühlsystem wie das hier beschriebene verwenden, so dass Unterschiede zwischen den einzelnen Radeon 9800 XT Grafikkarten kaum auszumachen sein werden. Ob und wann die Hersteller andere Cooling-Methoden einsetzen werden, ist noch offen.
Die ersten Modelle werden auch alle mit 256 MB DDR-I SDRAM ausgestattet sein und dürften rund 580 Euro kosten (499 Euro plus Mehrwertsteuer). Eventuell folgt später eine Version mit 128 MB, aber das steht noch nicht fest.
Manch einer wird sich vielleicht fragen, warum ATI nicht wieder DDR-II SDRAM verwendet wie auf der Radeon 9800 Pro mit 256MB. Nun, nach Angaben der Kanadier war auch bei der 9800 Pro ursprünglich der Einsatz von DDR-I geplant, aber DDR-II war in größeren Mengen günstig verfügbar, so dass man sich für die andere Speicherform entschied.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, aber hatten die Speicherhersteller DDR-II SDRAM für die berüchtigte GeForce FX5800 Ultra vorproduziert und blieben dann auf den Bausteinen sitzen, weil das nVidia-Monster nie in großen Stückzahlen gefertigt wurde? So konnte ATI wohl davon profitieren.
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