Von Küche bis Wohnzimmer: Retro- und Vintage-Produkte erobern den Markt

(Auszug aus der Pressemitteilung)

Toaster, Wasserkocher, Möbel: Immer mehr Küchen und Wohnzimmer sehen nach den 50ern, 70ern oder 90er-Jahren aus. Elektrische Geräte werden wieder so gebaut, wie sie in alten James-Bond-Filmen oder bei Oma und Opa zu sehen waren. Der Absatz von Plattenspielern (+36 % zum Vorjahr), Tastenhandys (+66 %) und Analogkameras (+29 %) steigt. Woran liegt’s?

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Der Wasserkocher in der Firmenküche sieht aus, als wäre er dem Fernseh-Set der Serie «Lost» entnommen und hätte jahrelang bei Desmond Hume in der 70er-Jahre Wohnung gestanden: Er wirkt wie ein gut erhaltenes Museumsstück, hat eine seltsame beige Farbe, erfüllt seine Funktion, scheint gebaut für die Ewigkeit. Er gibt den Retrofans im Büro ein gutes Gefühl in der Küche.

Offenbar sind sie damit nicht allein: Galaxus verzeichnet seit Jahren ein starkes Verkaufsplus bei Wasserkochern, 2024 kaufte die Kundschaft bisher 24 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum 2023. Und allein unter den 30 Bestsellern befinden sich fünf Geräte, die den Begriff «Retro» im Namen tragen. Sie hätten ebenfalls gut ins Set von Lost oder frühen James-Bond-Filmen gepasst. Hinzu kommt: Auch Bestseller-Wasserkocher, die nicht als «Retro» benannt sind, weisen zum Teil altmodische Designfeatures auf.

Noch deutlicher wird es bei Toastern: Galaxus hat in der Schweiz und in der EU im Jahr 2024 bisher über 25 Prozent mehr Toaster verkauft als 2023. Und unter den Top 25 sind allein sieben Toaster, die den Begriff «Vintage» oder «50’s Style» im Namen tragen. Der Retrotrend treibt also den Verkauf bestimmter Produktgruppen an beziehungsweise prägt diese.

Woran liegt’s? Nicola Brand, Senior Category Business Manager bei Galaxus, versucht sich an einer Antwort: «Ich kann mir mehrere Erklärungen vorstellen: Viele gehen vielleicht davon aus, dass Produkte früher eine höhere Qualität hatten und länger hielten. Darum kauft man sich gern ein Produkt, das nach 50ern oder 70ern aussieht. Oder es ist die Sehnsucht nach Früher, Nostalgie, das Schwelgen in Erinnerungen.» Forcieren die Hersteller denn diesen Trend? Was ergeben die Gespräche mit ihnen? «Ich glaube nicht, dass es herstellerseitig ein ‹Forcieren› ist. Jedoch setzen die Hersteller, die Retro-Style-Produkte anbieten, vermehrt darauf, die ganze Produktpallette im gleichen Stil anzubieten. Es kann also sein, dass neben Wasserkochern und Toastern noch neue Produkte wie Mikrowellen oder Küchenmaschinen im Retro-Stil produziert werden, sichtbar zum Beispiel an der Marke SMEG.»

Was sagt ein Designer zum Retro-Trend? Joe Griesbach ist Product Designer in der Kreativabteilung von Galaxus. Er findet es «spannend, dass heutzutage vor allem die 60er bis 80er des amerikanischen Designs als Retro wahrgenommen werden» und sagt: «Retro Design wird besonders wegen seiner Fähigkeit geschätzt, nostalgische Emotionen zu wecken und eine authentische Verbindung zur Vergangenheit zu schaffen. Geschwungene Linien der 60er, die knalligen Farben der 80er und das ‘Made to Last’-Werteversprechen des traditionellen Handwerks vereinen sich, um ein Design zu schaffen, das sich von den aktuellen, oft modernen und puristischen Trends abhebt. Das gelingt dadurch, lebendigere Farben und Formen in den Vordergrund zu stellen.» Mit Made to Last meint er den Gebrauch von hochwertigeren Materialien, die heutzutage kaum noch zum Einsatz kommen, beispielsweise Metallgehäuse statt Kunststoffspritzguss.

Retro-Produkte seit Jahren mit Wachstum

Bei Galaxus lässt sich nach dem Begriff «Retro» suchen: Rund 8 000 Produkte aus Dutzenden Kategorien werden bei galaxus.ch gelistet, bei galaxus.de immerhin 2 500. Doch es gibt auch bestimmte Produkttypen, die an sich bereits «Retro» sind und den Trend befeuern. Dazu zählen zum Beispiel Plattenspieler (de/ch), Tastenhandys (de/ch), Analogkameras (de/ch) oder Retro-Gaming-Produkte (de/ch) wie Spielkonsolen aus den 90er- und 00er-Jahren.Die Verkäufe in den Kategorien Plattenspieler, Analogkameras und Retro Gaming sind seit 2021 angestiegen, teilweise mit jährlichem Wachstum von 30 bis 70 Prozent.

Die Grafik zeigt, dass Retroprodukte in den vergangenen Jahren deutliche Absatzsprünge unternommen haben und fast jedes Jahr im Vorjahresvergleich weiter zulegen. Auch ein Blick auf den Schallplattenmarkt bestätigt den Trend: 2023 wurden rund 4,6 Mio Schallplatten in Deutschland verkauft, schreibt Statista. Das seien 300.000 mehr als im Vorjahr und rund sieben Mal mehr als 2011. Auch in der Schweiz zeigt sich der Trend laut Branchenverband.